Diese ersten Tage des Jahres, eine kalendarische Gelegenheit, aufzuräumen und Dinge hinter sich zu lassen, die nicht mehr tragen – Dinge, was wohl eher meint: Verhältnisse und Situationen, und manchmal auch Beziehungen zu Menschen.
Hinter sich lassen und doch irgendwie mitnehmen, weil es Teil von uns geworden ist, als eingeschriebene Rille in unserem Erfahrungsleib, als Trauma oder, einerlei, als Sehnsucht. Vergessen, was gewesen ist – ja, manchmal muss auch das sein und es ist gut, dass wir es können, das Vergessen, was ja nur soviel heißt als: nicht krampfhaft das Bewusstsein an Erinnertes haften.
Und doch eingedenk bleiben, dass alles seinen Sinn gehabt haben mag, als Gelerntes für eine noch wartende Zukunft. Wenn irgendwo eine Tür zugeht, geht woanders eine auf, sagt man.
Deshalb vor allem: anfangen!
Anfangen kann man nur aus dem Nichts. Von Nichts kommt alles. Zurück vor alles Gewordene und wieder ins Jetzt und dabei wissen, dass alles auf diesem Nichts ruht, in ihm gründet und ohne es abstirbt.
Im-Anfang-Sein ist das Ursprüngliche schlechthin, das Namenlose, Unbegrenzte, Unfassliche. Das höchste Sein, die Wesenheit der göttlichen Sophia, entspringt dem Nichts, erklärt der Kenner jüdischer Mystik, Gershom Sholem. Wo Anfang ist, da ist das Wort, sagt Hugo Kükelhaus. Anfänglich sein und handeln heißt so verstanden nicht, das Vorübergehende eines Beginnens zu betonen, und es meint gerade nicht, sich klein zu machen in einem nur Versuchenden, sondern es bedeutet, die Tiefe des Ursprünglichen in allem, was wir denken und tun zu halten, zu hüten und zu mehren.
Alles soll Anfang sein und anfänglich werden und bleiben.
Fangen wir an!